Projektbeschreibungen 1999

Pflanzensoziologische Kartierungen in Feuchtwaldbeständen in der Wakenitz-Niederung nach der Methode von BRAUN-BLANQUET (1964) und Bodenproben, BAB A 20 Lübeck - Rostock Teilstrecke 2: L 92 - L 02, Ergänzung zum LBP als Planfeststellungsunterlage

Gutachten im Auftrag von TGP (vormals TTG), Lübeck, 1998 - 1999.

Das Untersuchungsgebiet befindet sich südöstlich des Stadtbereiches von Lübeck im Naturraum des Lübecker Beckens. Es erstreckt sich innerhalb der Grenzen der im Rechtssetzungsverfahren befindlichen Naturschutzgebiete "Wakenitz" sowie "Wakenitzniederung und Herrnburger Binnnendüne". Der Bereich der hier vorliegenden Untersuchung umfaßt i. e. S. die Feuchtwaldbestände im Bereich der Wakenitz-Niederung.

Im Rahmen der Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens zur BAB A 20, Teilstrecken 2a und 2b wurde zusätzlich zu den bereits durchgeführten botanischen, mykologischen und zoologischen Kartierungen eine vertiefende floristische Untersuchung in den Feuchtwaldbeständen der Wakenitz-Niederung durchgeführt. Diese Untersuchung beinhaltete einerseits die Aufnahme der Pflanzenarten nach der Methode von BRAUN-BLANQUET (1964); andererseits wurden zur Feststellung der pedologischen Verhältnisse im Bereich der untersuchten Flächen Bodenproben mit einem Bohrstock (Pürckhauer-Bohrer) durchgeführt.

Darüber hinaus wurde die Zuordnung der Bestände in den einzelnen Probeflächen zu Assoziationen von Pflanzengesellschaften (z. B. nach DIERSSEN et al. 1988, OBERDORFER 1994 und SCHUBERT, HILBIG & KLOTZ 1995) vorgenommen. Abschließend wurde eine zusammenfassende Einschätzung bzw. Bewertung des Gebietes hinsichtlich des Vorkommens des prioritären Lebensraumtyps "91E0 * Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)" nach Anhang I der FFH-Richtlinie 92/43/EWG und 97/62/EG (RAT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN 1992 und 1997) durchgeführt.

Hierzu wurden auch die folgenden, zur Verfügung gestellten Gutachten und Untersuchungen über den Bereich der Wakenitz-Niederung ausgewertet:

  • MORDHORST, H., 1991: Biotopkartierung im Grenzraum
  • IBS GMBH, 1993: Pflege- und Entwicklungsplan NSG "Wakenitzniederung"
  • DIERSSEN, K., 1995: Gutachterliche Stellungnahme
  • STURM, K., 1998a: Stellungnahme zur Wakenitz
  • STURM, K., 1998b: Unveröffentlichte Stellungnahme
Insgesamt wurden 34 Vegetationsaufnahmen nach der Methode von BRAUN-BLANQUET (1964) durchgeführt und die vorkommenden Pflanzengesellschaften bestimmt. Ermittelt werden konnten 274 Taxa (Arten und infraspezifische Einheiten) aus folgenden Organismengruppen: Samenpflanzen (163 Taxa), Farnpflanzen (13 Taxa), Moose (23 Taxa), Flechten (11 Taxa), Großpilze (60 Taxa) und Schleimpilze (3 Taxa). Überdies wurde 1 dominierende Luftalgenart berücksichtigt. Insgesamt wurden 18 verschiedene Pflanzengesellschaften nachgewiesen (13 Assoziationen und 5 Durchdringungskomplexe). Je 5 der Gesellschaften waren den Bruchwaldtypen bzw. den Auenwaldtypen zuzuordnen, dazu bei den Brüchern noch 3 Durchdringungskomplexe, bzw. 1 bei den Auengesellschaften. Darüber hinaus wurde ein Durchdringungskomplex zwischen einer Auen- und einer Bruchgesellschaft festgestellt, Moorwaldgesellschaften konnten nicht nachgewiesen werden. Die Auswertung der Aufnahmeflächen ergab eine erhebliche Dominanz der Bruchgesellschaften: 21 der 34 Aufnahmeflächen waren von ihnen bestockt, fast alle Vorkommen (19) sind potenziell natürlich. Von den 8 Aufnahmeflächen mit Auengesellschaften müssen 50 % als sekundäre bzw. künstliche Standorte eingeschätzt werden. Insgesamt tragen ca. 2 - 5 % der Feuchtwaldflächen im Wakenitztal Auenwaldgesellschaften.

In unmittelbarem räumlichen Zusammenhang mit den pflanzensoziologischen Aufnahmen wurden 125 Bodenprofile mit einem Bohrstock (Pürckhauer-Bohrer) gezogen und bodentypologisch angesprochen. Die Ergebnisse dieser Erhebungen wurden unter dem Gesichtspunkt des Vorkommens von Auenwäldern i. S. des Lebensraumtyps 91E0 des Anhangs I der FFH-Richtlinie ausgewertet. Als dominierender Bodentyp im Wakenitztal wurde der Bruchwaldtorf festgestellt werden. Der typische Auenboden (Vega) konnte nur in drei Brereichen an 9 der 135 Probestellen (d. h. ca. 7 %) nachgewiesen werden. Des Weiteren waren zahlreiche anthropogene Böden (Kolluvisole, z. B. auf ehem. Spülfeldern, Bauschuttdeponie, Abgrabungsfläche u. a.) festzustellen. Weitere Bodentypen fanden sich nur in Einzelproben und sind für das Gebiet von untergeordneter Bedeutung.

4 Probeflächen erfüllten das pflanzensoziologische Kriterium zur Einordnung in den Lebensraumtyp 91E0 des Anhangs I der FFH-Richtlinie. 3 Probeflächen erfüllten das pedologische Kriterium. Nur 2 Probeflächen erfüllten beide Kriterien.

Als zusätzliches Kriterium der Auswertung wurden Pegelstandsmessungen der Wakenitz als Grundlage hydrologischer Gegebenheiten mit einbezogen: Die Ergebnisse belegten, dass seit Beginn der Messungen keine relevanten Pegelschwankungen feststellbar gewesen sind, eine für die Erfüllung des hydrologischen Kriteriums notwendige Überflutungsdynamik kommt seit langer Zeit im Tal der Wakenitz nicht mehr vor. Also erfüllt keine Fläche im Wakenitztal alle Kriterien zur Einordnung: Es wurde somit nachgewiesen, dass Bestände des Lebensraumtyps 91E0 der FFH-Richtlinie im Untersuchungsgebiet nicht vorkommen.

Abschließend wurden die Auswertungsergebnisse des vorliegenden Gutachtens mit den Befunden und Auswertungen anderer Untersuchungen verglichen und entsprechende Bewertungen vorgenommen.

Projektmitarbeit

Dipl.-Geogr. Dipl.-Biol. Dr. Manfred Haacks
Dipl.-Biol. Tom Müller
Biol. Dirk-Uwe Piepenbrink

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Aktualisierung 08.07.2006