Projektbeschreibungen 2001

Aktualisierung der botanischen, mykologischen und zoologischen Kartierungen, BAB A 20 Lübeck - Rostock, Teilstrecke 3: BAB A 1 - B 206, Ergänzung zum LBP als Planfeststellungsunterlage

Gutachten im Auftrag von TGP, Lübeck, 2000.

Im Rahmen des Landschaftspflegerischen Begleitplanes (LBP) zur geplanten Ostseeautobahn BAB A 20 Abschnitt 3 wurde die leguan gmbh durch das Büro TGP aus Lübeck damit beauftragt, eine Aktualisierung der botanischen, mykologischen und zoologischen Kartierungen durchzuführen, um die Voraussetzungen für eine genaue Bewertung der Flora und Fauna im Eingriffsgebiet und gegebenenfalls für Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnahmen im Maßstab 1:5.000 zu schaffen. Hierbei wurden die vorhandenen Biotopbewertungen überprüft und aktualisiert. Bei Veränderung war dies in der Bilanzierung von Ausgleich und Ersatz zu berücksichtigten. Grundlage der Aktualisierung bzw. des Abgleichs bilden die Kartierungen zwischen 1992 und 1994 im Zuge der UVU.

Von April bis Oktober 2000 wurden folgende Organismengruppen bzw. Kartiereinheiten erfasst:

  • Biotoptypen (nach Landschaftsplan-VO Schleswig-Holstein)
  • Pflanzengesellschaften (auf Assoziations- und/oder Verbandsniveau)
  • Farn- und Blütenpflanzen (Rote-Liste-Arten)
  • Pilze (Rote-Liste-Arten)
  • Libellen (aquatische Lebensräume)
  • Heuschrecken
  • Tagfalter
  • Nachtfalter
  • Amphibien (vorwiegend aquatische Lebensräume)
  • Reptilien
  • Brutvögel
Hierbei ist zu erwähnen, dass die Erfassung der Nachtfalter zusätzlich zu den Untersuchungen der Jahre 1992 bis 1994 erfolgte. Die im Rahmen der Kartierungen für den LBP zur BAB A 20 durchgeführten Erfassungen zu Fledermäusen und der Wiesenralle (Crex crex) sind den Projekten 703 und 1009 zu entnehmen.

Generell entsprechen die methodischen Ansätze bei der Erfassung und die Auswertungsansätze denen der erwähnten Untersuchungen in den Jahren 1992-1994. Ausführliche Informationen können dazu auch der Rubrik "Methoden" entnommen werden. Lediglich die verbesserte Auswertung der Brutvögel auf der Ebene von Brutvogelgemeinschaften u. a. durch die Anwendung des Leitartenkonzeptes nach FLADE (1994) stellte eine wesentliche Neuerung dar.

Die Ergebnisse der Aktualisierung lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
  • Der zu erwartende Eingriff durch die geplante BAB A 20 berührte nur wenige Landschaftselemente, die einen höheren naturschutzfachlichen Wert aufwiesen. Dies waren vor allem die Randbereiche der Wüstenei und des Hainholzes sowie Teile der Heilsau-Niederung. Die Gründe hierfür lagen teilweise in einer realen Verschlechterung der Landschaftsausstattung - im Vergleich zur Untersuchung 1992-1994 -, andererseits zeigte sich hierin aber auch der Erfolg der 1992-1994 durchgeführten Untersuchungen, da der geplante Trassenverlauf so gelegt wurde, dass möglichst wenig wertvolle Flächen beeinträchtigt wurden.
  • Die geplanten Eingriffe waren durchweg ausgleich- bzw. ersetzbar. Entsprechende Maßnahmen werden nachfolgend vorgestellt.
Zu berücksichtigen ist, dass - aufgrund der Neubearbeitung zahlreicher Roter Listen des Landes Schleswig-Holstein - eine verminderte Eingriffsschwere im Vergleich zu den vorangegangenen Untersuchungen 1992-1994 prognostiziert wurde.

Als Möglichkeiten der Minderung einer Barrierewirkung bzw. der zu erwartenden Zerschneidungseffekte wurde der Bau von Grünbrücken und die Anlage von Querungsmöglichkeiten unterhalb der Fahrbahn vorgeschlagen. Diese Maßnahmen sind aber nur dann als sinnvoll einzuschätzen, wenn mit entsprechenden Einzäunungen das Überqueren der BAB A 20 zur Vermeidung von Kollisionen mit dem Straßenverkehr wirksam unterbunden wird.

Im folgenden Überblick werden die wesentlichen Vorschläge für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgestellt:
  • Im Untersuchungsgebiet kommen mehrere Wälder mit Pflanzenarten, die als Indikatoren historisch alter Wälder gelten, vor. Diese Zeigerarten besitzen ein geringes Ausbreitungsvermögen und besiedeln neu begründete Waldstandorte nur schwer. Es erscheint daher sinnvoll, auf Flächen im Anschluss an Wälder mit rezenten Vorkommen dieser Arten, eine Entwicklung naturnaher Wälder zu initiieren. Als geeignet für derartige arrondierende Anpflanzungen erschienen Flächen randlich der Wüstenei sowie Waldflächen südlich Badendorfs, der Bachschlucht des Landgrabens oder des Hainholzes.
  • Zum Schutz der Wiesenrallen-Vorkommen im Untersuchungsgebiet sollten die von der leguan gmbh erarbeiteten präventiven Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden. Maßnahmen, die den Schutz der Wiesenralle dienen, sind zudem für eine Reihe weiterer Wiesenbrüter als günstig zu erachten.
  • Die Aufwertung von Amphibien- und Libellenlebensräumen sollte neben der Neuschaffung von Gewässern auch eine extensive Nutzung in der Umgebung von Kleingewässern umfassen. So waren die Amphibien und Libellenbestände z. B. östlich des Hainholzes trotz hoher Kleingewässerdichte stark verarmt. Eine Aufwertung dieses Bereichs wäre daher wünschenswert. Weitere Maßnahmen schienen vor allem in der Umgebung der Wüstenei sinnvoll, da hier ein gutes Besiedlungspotenzial (z. B. Laubfrosch und Kammmolch) für neu zu schaffende Gewässer bestand.
  • Da die geplante Trasse der BAB A 20 mehrere Fließgewässer kreuzt, sollten die zu erwartenden Beeinträchtigungen durch eine Renaturierung von naturfernen Gewässerabschnitten z. B. an der Heilsau ausgeglichen werden. Die Aufwertung der Fließgewässer sollte einen Gewässerschutzstreifen ohne intensive landwirtschaftliche Nutzung mit einbeziehen.
  • Die Entwicklung von Ufergehölzen ist dabei nur in Bereichen ohne bedeutende Wiesenvogelvorkommen als günstig zu erachten.

Es ist anzustreben, die einzelnen Ausgleichserfordernisse in räumlicher Nähe zueinander durchzuführen, damit sich diese positiv beeinflussen. Als günstig können u.a. folgende Kombinationen angesehen werden:
  • Ausgleichsmaßnahmen für Wiesenrallen-Vorkommen in räumlicher Nähe zu weiteren Flächen, die für eine Extensivierung der Grünlandnutzung vorgesehen sind
  • Neuschaffung von Amphibien- und Libellenlebensräumen innerhalb von Flächen mit Grünlandextensivierung oder in räumlicher Nähe zu Flächen, auf denen Neuwaldbildung angestrebt wird
  • Fließgewässer-Renaturierung in Bereichen mit angestrebter Neuwaldbildung oder in Flächen mit angestrebter Grünlandextensivierung


Projektmitarbeit

Dipl.-Biol. Andreas Albig
Dipl.-Biol. Christopher Boldt
Dipl.-Biol. Klaus Grothendieck
Dipl.-Geogr. Dipl.-Biol. Dr. Manfred Haacks
Dipl.-Biol. Tom Müller

Projektverzeichnis auf dem leguan-Server Zugang nur mit Berechtigung möglich.

Aktualisierung 06.07.2006