Fledermäuse



Die einheimischen Fledermäuse stellen eine etablierte Artengruppe in der Planungspraxis dar. Durch ihre vergleichsweise großen Aktionsradien und die Nutzung verschiedenster Landschaftselemente sind sie geeignet, um auch komplexe, gesamtökologische Bewertungen vorzunehmen bzw. funktionale Beziehungen zwischen einzelnen Landschaftsbestandteilen detailliert zu beleuchten. Darüber hinaus treten aufgrund der Klassifikation aller einheimischen Fledermäuse als "streng geschützte Arten" nach §10 (2) Nr. 11 BNatSchG regelmäßig Implikationen mit der Eingriffsplanung auf, so dass die Untersuchung der Fledermausfauna ein gängiges Instrumentarium in der Vorhabensprüfung darstellt.

Die hier dargelegten Methoden wurden in einer Vielzahl von Untersuchungen der leguan gmbh, darunter auch diversen Großprojekten (607, 701, 703, 1008, 1304, 1309, 1312, 1402), erfolgreich angewandt. Die Kombination verschiedener Kartierungsmethoden ermöglicht dabei eine umfangreiche Erfassung der Fledermausfauna und die Beurteilung ihrer landschaftsökologischen Einbindung.

Aus der zumeist räumlich getrennten Lage der durch Fledermäuse genutzten Landschaftselemente ergibt sich v. a. bei großflächigeren Untersuchungsgebieten eine Vielzahl zu untersuchender Strukturen, die funktionale Bedeutungen als Nahrungshabitate, Wohnstätten (Quartiere) und Leitlinien ("Flugstraßen") für die Fledermausfauna aufweisen können. Somit werden für die Erfassungen der Fledermausfauna alle relevanten Landschaftselemente im jeweiligen Planungsraum einbezogen und die potenzielle Habitateignung der einzelnen Landschaftselemente festgelegt, z. B.:

Potenzielle Leitlinienfunktion (lineare Teilhabitate):
  • Knicks (nicht auf den Stock gesetzt), Hecken etc.
  • Waldränder
  • Wasserläufe mit Baumbewuchs
  • Flussläufe
Potenzielle Jagdhabitate (flächige Teilhabitate):
  • Wald
  • Wasserfläche
  • Siedlungsbereich
  • Grünlandniederungen
Im Zuge der flächigen Kartierungen zur Bestandserfassung und bei der Ermittlung von Flugstraßen ergeben sich dabei häufig Hinweise für das Vorhandensein von Quartieren. Gegebenfalls kann daraufhin durch gezielte Nachsuche deren Position bestimmt sowie die Ausflugrichtung der Tiere ermittelt werden. Im Bedarfsfall (z. B. bei kleinflächigeren Eingriffsvorhaben) werden geeignete Strukturen (Baumhöhlen, Dachkonstruktionen, etc.) in betroffenen Bereichen auch systematisch mit einer Höhlenkamera auf das Vorhandensein von besetzten Fledermausquartieren sondiert.

Fledermäuse können anhand ihrer Ultraschall-Ortungsrufe lokalisiert werden, die mit Hilfe von Ultraschalldetektoren ("Bat-Detektoren", siehe Detektorerfassung) in hörbare Laute moduliert werden. Die Artbestimmung erfolgt zumeist im Feld durch Verhören der artspezifischen Ortungsrufe und wird durch Sichtbeobachtungen ergänzt. Für die stationäre Erfassung von Fledermausrufen werden sogenannte Horchboxen, siehe unten, eingesetzt. Bei speziellen Fragestellungen werden darüber hinaus auch Netzfänge durchgeführt.
Nicht im Feld bestimmbare Rufsequenzen werden nach Möglichkeit aufgezeichnet und mit Hilfe von Rufanalyse-Software nachbearbeitet

Die nachgewiesenen Arten werden bezüglich ihres Verhaltens differenziert aufgenommen. Es wird dabei unterschieden in:
  • Jagd
  • Richtungsflug (aufgeschlüsselt nach Richtungen N, O, S, W, NO, SO, SW, NW)
  • Schwärmen am Quartier
  • Balz & Soziallaute
  • indifferent
Die Erfassungsintensität bzw. die Begehungsdichte wird in Abhängigkeit zu der jeweiligen Fragestellung, der Gebietsgröße und der landschaftlichen Ausstattung modifiziert. In der Regel werden 3 - 5 Begehungen durchgeführt.

Detektorerfassung
Die Lokalisierung der Fledermausarten erfolgt mit Hilfe von Bat-Detektoren nach Ortungslauten und nach Sichtbeobachtungen mit Hilfe eines Nachtsichtgerätes (Buschnell Digital nightvision 5*42). Zum Einsatz für die Akustikortung kommen folgende Bat-Detektoren:
  • Pettersson D-220 (Heterodynverfahren, Stereo, digital)
  • Pettersson D-240x (Heterodyn- und Zeitdehnungsverfahren, digital)
  • Batlogger (elekon)
In Zweifelsfällen der Artbestimmung werden die Fledermausrufe mit den Detektoren Batlogger (elekon), Pettersson D-240x im Zeitdehnungsverfahren zwischengespeichert und mit dem Laptop im Analyseprogramm SONOBAT dargestellt und vor Ort analysiert. Mit Hilfe dieser Technik kann eine Echtzeitdarstellung von zeitgedehnten Sonargrammen der Ortungs- und Sozialrufe vor Ort ermöglicht werden. Für die Analyse der Sonargramme kommen zudem die Tonanalyseprogramme BATSOUND PRO, BATSCAN und COOLEDIT 2000 zum Einsatz, die ebenfalls eine Bestimmung nach artspezifischen Merkmalen ermöglichen.

Horchboxenerfassung
Als stationäre Erfassungssysteme kommen Horchboxen der Firma Albotronic zum Einsatz. Diese Horchboxen zeichnen die Fledermausrufe in Echtzeit und dazugehörige Umweltdaten auf. Zu jeder Aufnahme werden zusätzlich Datum, Uhrzeit, Temperatur und Umgebungslicht (in %) auf die SD-Karten gespeichert. Die Aufnahmen werden gleich als wav-Dateien, ein gängiges Format zur Aufzeichnung von Tönen, erzeugt. Diese werden am PC eingelesen, um sie anschließend zu analysieren und die Arten zu bestimmen. In den meisten Fällen ist eine Bestimmung der Arten möglich. Dieses erfolgt nicht immer nur allein durch die Horchboxenauswertung, sondern unter Einbeziehung der Ergebnisse der Habitatanalyse, Detektoruntersuchung, Sichtbeobachtung und der vorhandenen Lebensraumstruktur (auch unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Quartiererfassung). In wenigen Fällen kann nur eine Bestimmung bis zur Artengruppe (z. B. Bartfledermäuse) erfolgen, dann sind ggf. weitere Untersuchungen erforderlich. Schwache Signale auf den Horchboxenaufnahmen werden nicht in die Auswertung mit aufgenommen, da sie i. d. R. darauf hindeuten, dass die Tiere in größerer Entfernung vorbeiflogen und somit die zu beprobende Struktur nicht nutzten.
Die Horchboxen werden in etwa 4 bis 5 m Höhe in potenziell als Flugrouten oder Jagdhabitate geeigneten Strukturen angebracht. Um die Aufnahmeleistung zu erhöhen wird darauf geachtet, dass keine abschirmenden Strukturen vor dem Mikrofon vorhanden sind.


Für die Einschätzung der Habitateignungen bzw. der Bedeutung der Lebensraumstrukturen für die Fledermausfauna hat die leguan gmbh komplexe Bewertungsmethoden entwickelt.



Aktualisierung: 02.01.2015