Projektbeschreibungen 2016
S4 Hamburg - Bad Oldesloe - Biologische Untersuchungen
DB Projektbau GmbH, Hamburg.
Zur Deckung der steigenden Nachfrage im Regionalverkehr zwischen Hamburg, Ahrensburg und Bad Oldesloe und weiter zu erwartender Fahrgastzahlen ist der Bau einer eigenen S-Bahnlinie (S 4) erforderlich.
Im Februar 2015 wurde die leguan gmbh seitens der DB Projektbau GmbH beauftragt, die Heuschreckenbegehungen durchzuführen, Vorkommen des Eremiten in potenziellen Habitatbäumen im Eingriffsbereich zu überprüfen sowie die Brutvögel, Amphibien in den Laichgewässern inklusive der Wanderungsbewegungen über den Bahndamm zwischen Höltigbaum und Ahrensburg, Fledermäuse (Jagdgebiete, Flugrouten und Sommerquartiere), Haselmäuse an geeigneten Knickstrukturen im Eingriffsbereich und seiner weiteren Umgebung mittels Haselmaustubes, Fische und Rundmäuler an ausgewiesenen Fließgewässerquerungen zu erfassen. Darüber hinaus sollten bei den Hegeringleitern und den zuständigen Jagbehörden Daten zu Mittel- und Großsäugern abgefragt werden.
Abschließend wurden die Biotoptypen und FFH-Lebensraumtypen in einem 200 m breiten Korridor entlang der geplanten Trasse erfasst und Aussagen zu invasiven Arten getroffen. Die Erfassungen erfolgten von August 2014 bis November 2015.
Untersuchungsgebiet
Es umfasst die Siedlungsbereiche Hamburgs, Ahrensburgs und Bargteheides sowie Teile der Naturschutzgebiete Stellmoorer Tunneltal / Höltigbaum (Freie und Hansestadt Hamburg) und Stellmoor - Ahrensburger Tunneltal (Stormarn, Schleswig-Holstein).
Gut ein Drittel der etwa 24,5 km langen Bahntrasse befindet sich im Naturraum der Hohen Geest, die durch Ablagerungen der vorletzten Kaltzeit, der Saale-Kaltzeit geprägt ist. Ab Meiendorf beginnt der Übergang zum Östlichen Hügelland, das durch die glazialen Sedimente der letzten Kaltzeit, der Weichsel-Kaltzeit geformt wurde. Der Bereich wird auch Stormarner Moränengebiet genannt.
Die vorherrschende Bodenart ist aufgrund der glazialen Historie mit Eisrandlage sandiger Lehm bzw. Sand und Lehm. Die prägenden Bodentypen sind Braunerde-Podsol mit stellenweise Pseudogleyen sowie Anmoor- und Niedermoorböden. Geomorphologisch von besonderer Bedeutung ist das namensgebende Tunneltal, das sich von Ahrensburg nach Hamburg hineinzieht. Dabei handelt es um Reste einer durch glazigene Exaration vorgeformten Rinne, in die subglazifluviale Schmelzwasserströme Sedimente ablagerten und die Rinnen überformten.
Kulturhistorisch ist das Tunneltal durch Funde prähistorischer Besiedlungsspuren (Rentierjäger) bedeutsam.
Biotoptypen
Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich über 2 Bundesländer, so dass die Biotoptypen im 200 m breiten Korridor nach den jeweiligen Kartierschlüsseln Hamburgs und Schleswig-Holsteins aufgenommen wurden. Die Bewertung der Biotope erfolgte ebenfalls bundeslandspezifisch nach den jeweiligen Vorgaben. Neben einer Beschreibung der Gesamtstrecke wird die Biotopausstattung im Stellmoorer Tunneltal / Höltigbaum eigens beschrieben sowie die Grünland-, Wald- und sonstige Biotope.
Libellen
An den 8 untersuchten Gewässern bzw. Gewässerabschnitten konnten an 7 Nachweise von Libellen erbracht werden. Lediglich im Bereich der Fließgewässerquerung Wandse (Rahlstedt) erfolgten keine Libellennachweise. Es konnten insgesamt 13 Arten nachgewiesen werden, die als ubiquitär und ungefährdet einzustufen sind. Arten des Anhangs IV der FFH-RL, die als streng geschützte Arten artenschutzfachlich besonders zu berücksichtigen wären, oder fließgewässertypische Arten wurden nicht festgestellt.
Heuschrecken
Insgesamt konnten auf den 17 untersuchten Probestellen 18 Heuschreckenarten nachgewiesen werden. Das nachgewiesene Artenspektrum beschränkt sich regelhaft auf ubiquitäre Arten, die wenig bis nicht empfindlich gegenüber Eingriffen reagieren. Ausnahmen bilden die extensiven Grünlandbereiche in den Naturschutzgebieten Stellmoorer Tunneltal / Höltigbaum auf Hamburger und Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal auf der schleswig-holsteinischen Seite. Hier findet sich eine fast vollständige Zönose von Arten der Feuchtgrünländer inklusive dem seltenen Sumpfgrashüpfer. Für diese Bereiche ist pauschal eine sehr hohe Wertigkeit zu attestieren.
Fische und Rundmäuler
An den 4 untersuchten Fließgewässerabschnitten konnten 13 Fischarten nachgewiesen werden, darunter der in Hamburg als gefährdet eingestufte Aal und der in Schleswig-Holstein als gefährdet eingestufte Hecht. Rundmäuler (Neunaugen) wurden nicht nachgewiesen. Bemerkenswert sind die Vorkommen der Forelle im Bereich Wandse beim Pulverhof, die auf Besatzmaßnahmen zurückgehen, sich dort aber auch aufgrund der Renaturierungsmaßnahmen etabliert haben. Die Probestelle Wandse beim Pulverhof erreicht eine mittlere ökologische Bedeutung, die 3 übrigen Probestellen dagegen nur geringe. Streng geschützte Arten wurden nicht nachgewiesen.
Amphibien
Im gesamten Untersuchungsgebiet wurden 6 Amphibienarten festgestellt. Dabei wurden insgesamt 247 Gewässer beprobt und in 171 davon konnten Nachweise erbracht werden. Das entspricht einer Besiedlung von ca. 70 % aller Gewässer. Gemäß dem gewählten Bewertungsverfahren, das auf den Parametern Dominanz, Stetigkeit, Relative Individuenzahl, Isolation und Aktivitätsdichte beruht, konnte festgestellt werden, dass hohe oder sehr hohe Werte nur von wenigen Gewässern erreicht wurden. In solchen Gewässern fanden sich dann immer Moorfrösche und/oder Grasfrösche. Diese sind die Wert gebenden Arten in diesem Untersuchungsgebiet. Die weiteren 4 Arten Erdkröte, Kammmolch, Teichfrosch und Teichmolch kommen zumeist in stabilen Metapopulationen vor, die durch einen entsprechenden Metapopulationsverbund nicht sehr stark hohen Aussterberisiken ausgesetzt sind. Wenige Populationsteile, z. B. bei den Molchen, erreichen aufgrund der Isolation einiger weniger Gewässer mittlere Werte und Empfindlichkeiten.
Reptilien
Insgesamt wurden mit Ringelnatter, Blindschleiche und Waldeidechse 3 Reptilienarten nachgewiesen. Der Bahndamm zwischen Höltigbaum und Ahrensburg wird durchgängig von Reptilien besiedelt. Im Bereich des Stadtgebietes von Ahrensburg wurden dagegen keine Reptilien beobachtet. Ab Ahrensburg-Gartenholz findet sich wieder eine Besiedlung durch Reptilien bis Wiebüschen (südlich von Bargteheide).
Es ist davon auszugehen, dass der Bahndamm sowohl Ausbreitungsachse als auch Ganzjahreslebensraum für die 3 Reptilienarten darstellt, da für sie neben adulten Tieren auch Jungtiere und bei der Waldeidechse auch subadulte Tiere nachgewiesen wurden.
Mit Ausnahme des Bahndammes weisen die untersuchten Bereiche eine mäßige bis mittlere Bedeutung für Reptilien auf.
Brutvögel
Innerhalb des Untersuchungsgebietes konnten 95 Brutvogelarten nachgewiesen werden. Hinzu kommen mit Weißstorch und Wespenbussard 2 Wert gebende Arten, die knapp außerhalb des Untersuchungsgebietes mit Brutplatz bzw. Brutverdachtsbereiche nachgewiesen wurden.
Für das Untersuchungsgebiet innerhalb der Freien und Hansestadt Hamburg wurden 75 Brutvogelarten mit insgesamt 1.215 Brutpaaren, für den in Schleswig-Holstein befindlichen Teil wurden 92 Brutvogelarten mit insgesamt 1.587 Revierpaaren festgestellt. Zu berücksichtigen ist, dass aufgrund des Untersuchungsgebietszuschnittes und dem Fokus auf Offenlandarten typische Waldarten fehlen oder unterrepräsentiert sind.
Es wurden auf Hamburger Gebiet mit Kiebitz und Wachtelkönig 2 stark gefährdete und weitere 6 gefährdete Brutvogelarten festgestellt. Zudem werden 11 der nachgewiesenen Arten auf der Vorwarnliste geführt.
Auf schleswig-holsteinischem Gebiet wurden mit je 1 Revierpaar die in Schleswig-Holstein als vom Aussterben bedroht eingestuften Nebelkrähe und Wachtelkönig sowie die als stark gefährdet eingestuften Bekassine und Weißstorch festgestellt, wobei der Brutplatz des Letzteren sich außerhalb des Untersuchungsgebietes befand. Darüber hinaus wurden 5 in Schleswig-Holstein als gefährdet eingestufte sowie 4 Arten der Vorwarnliste festgestellt. Für die Saatkrähe wird für Schleswig-Holstein eine nationale Verantwortung attestiert.
Ein definitives Brutvorkommen des Uhus konnte innerhalb des NSG Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal zwar nicht belegt werden, ist aber aufgrund des regelmäßig dort festgestellten rufenden Männchens sowie der geeigneten Habitatqualitäten einzustellen.
Von den nachgewiesenen Brutvogelarten sind 20 streng geschützt und 10 im Anhang I der V-RL gelistet.
Fledermäuse
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchungen konnten 7 Fledermausarten festgestellt werden, wobei das Braune Langohr nur innerhalb der Freien und Hansestadt Hamburg nachgewiesen werden konnte.
Winterquartiere konnten nicht innerhalb des Untersuchungsgebietes festgestellt werden, dafür gelang der Nachweis einer Wochenstube des Großen Abendseglers in einer Stiel-Eiche am Südrand von Bargteheide.
Die Erfassung und Bewertung richtete sich nach der Arbeitshilfe des Landes Schleswig-Holstein. Nach Anwendung der dort angegebenen Kriterien wurden 3 Gehölzstrukturen als bedeutende Flugrouten eingestuft. Davon befinden sich 2 im Hamburger Stadtgebiet und 1 im Bereich des Ahrensfelder Teiches.
Fischotter
An den 4 untersuchten Fließgewässerabschnitten konnten an der Wandse beim Pulverhof, an der Wandse am Höltigbaum sowie an der Strusbek bei Delingsdorf und somit an 3 Probestellen Fischotternachweise über Trittsiegel und / oder Kotspuren erbracht werden.
Geeignete Brücken, die Bermen oder andere trockene Uferstreifen aufweisen, waren in dieser Untersuchung nur an der Wandse (Pulverhof und Höltigbaum) vorhanden. Die Querungen an der Hunnau und Strusbek bestanden aus Röhren oder senkrechten Betonwänden ohne Bermen. Der Bereich Höltigbaum wird regelmäßig von Fischottern aufgesucht.
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