Saprobien

Die Grundlagen für eine vergleichende Güteeinstufung von Fließgewässern und somit die Zielsetzung der DIN (DIN 38 410 Teil 2 - Biologisch-ökologische Gewässeruntersuchung - Bestimmung des Saprobienindex) gehen bis zum Saprobiensystem von KOLKWITZ & MARSSON (1902) zurück. In der Zwischenzeit wurde das Saprobiensystem von einer Reihe von Fachleuten mehrfach überarbeitet und kritisiert (vgl. SLADECEK 1973, MAUCH 1976 und FRIEDRICH 1990).
Nach TRAUTNER (1992) beruht das empirische System "auf dem Prinzip, dass sich in Abhängigkeit der Belastung eines Fließgewässers mit abbaubaren organischen Stoffen arten- und individuenmäßig verschiedene Benthosgemeinschaften ausbilden". Die DIN beinhaltet nun eine Reihe von Mikro- und Makrozoobenthosorganismen, die sogenannten Saprobienarten. Diese dienen als Indikatororganismen für den Grad der Belastung und Verschmutzung des Gewässers. Sie repräsentieren nach MARTEN & REUSCH (1992) "im Idealfall einen bestimmte Stufe der Saprobie, also die Intensität der biologischen Abbauprozesse, und damit den Zersetzungsgrad abgestorbener organischer Substanz". Der Saprobienindex entspricht einem Wert zwischen 1,0 und 4,0 und wird innerhalb eines definierten Saprobienbereichs in sieben Gewässergüteklassen eingeteilt, welche nachfolgend dargestellt sind.

SaprobiebereichSaprobienindex
oligosaprob1,0 bis < 1,5
oligosaprob bis ß-mesosaprob1,5 bis < 1,8
ß-mesosaprob1,8 bis < 2,3
ß-mesosaprob bis Ó-mesosaprob2,3 bis < 2,7
Ó-mesosaprob2,7 bis < 3,2
Ó-mesosaprob bis polysaprob3,2 bis < 3,5
polysaprob3,5 bis 4,0

Aufgrund der saprobiellen Valenz der Arten bzw. Taxa geht in die Berechnung des Saprobienindex das Indikationsgewicht der einzelnen Taxa mit ein. Die entsprechenden Erläuterungen in Form von Tabellen (z. B. über den Bereich der Standardabweichung und das dazugehörige Indikationsgewicht, Listen der Indikatororganismen etc.) und Formeln zur Berechnung des Saprobienindex und des Streuungsmaßes sind der DIN zu entnehmen. Die Berechnung des Saprobienindex wird mit Dakapo! - Das Kartierprogramm durchgeführt. Die Erfassung der Arten erfolgt sinnvollerweise per Dakapo! mobil.
Geräte: Kescher, Plastikschalen, Pinzetten, Gefäße
Nachweis: DIN 38 410 Teil 2 - Biologisch-ökologische Gewässeruntersuchung - Bestimmung des Saprobienindex

Zitierte Literatur:
FRIEDRICH, G., 1990: Eine Revision des Saprobiensystems.- Zentrum Wasser-Abwasser-Forschung 23: 141-152.
KOLKWITZ, R. & MARSSON, M., 1902: Grundsätze für die biologische Beurteilung des Wassers nach seiner Flora und Fauna.- Mitt. Kgl. Prüfungs- Anstalt für Wasserversorgung etc. 1: 33-72.
MARTEN, M. & REUSCH, H., 1992: Anmerkungen zur DIN "Saprobienindex" (38 410 Teil 2) und Forderung alternativer Verfahren.- Natur und Landschaft 67 (11): 544-547.
MAUCH, E., 1976: Leitformen der Saprobität für die biologische Gewässeranalyse.- Cour. Forsch.- Inst. Senckenberg 21, 797 S.
SLADECEK, V., 1973: System of water quality from the biological point of view.- Arch. Hydrobiol./Systemat. Beih. 7: 218 S.
TRAUTNER, J. (Hrsg.), 1992: Methodische Standards zur Erfassung von Tierartengruppen.- Verlag Josef Margraf, Weikersheim, 254 S.


Aktualisierung: 18.05.2005