Projektbeschreibungen 1996

UVS Freizeitanlage Wohlenberg - Untersuchungen zu Mauser, Zug, Rast und Überwinterung von Wat- und Wasservögeln (Teil I) und zum Benthos und Phytal in der Wohlenberger Wiek (Teil II)

Gutachten im Auftrag von TGP, Lübeck, vorgelegt in zwei Teilen:

Teil I: Mauser, Zug, Rast und Überwinterung von Wat- und Wasservögeln, 1995 - 1996.

Im Rahmen der Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) wurden im Bereich der Wohlenberger Wiek seeseitige Untersuchungen zu den Mauser-, Rast-, Zug- und Überwinterungsbeständen von Wat- und Wasservögeln durchgeführt. Folgende Daten waren zu erheben:

  • Bestandsgrößen im Jahresverlauf
  • jahres- und tagesperiodische Aktionsmuster und Aufenthaltsorte
  • verfügbares Nahrungspotenzial
  • Tagesdynamik bestandsbildender Arten
  • vorhandene Störfaktoren und -effekte
  • Abschätzung der Störfaktoren und -effekte, die durch Bau und Betrieb der geplanten Freizeitanlage entstehen würden
  • Minimierungsmöglichkeiten der zu erwartenden Störpotenziale
  • Bedeutung der Wohlenberger Wiek für Wat- und Wasservögel
  • geeignete Schutzmaßnahmen

Neben den selbst erhobenen Daten wurden auch Fremddaten für den Aspekt der Zeiträume vor dieser Untersuchung mit eingearbeitet. Die Beobachtungsbefunde wurden sowohl textlich, als auch in Kartenform aufbereitet und präsentiert.
Die Auswertung ergab, dass die Wohlenberger Wiek als Teil der Küstenlandschaft Wismarbucht entsprechend den Kriterien zum "Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung" (Ramsar-Konvention) als saisonal bedeutende Lebensstätte für wandernde Wasservogelarten gilt. So finden sich hier zeitweise bis zu 12 % des nordwestpaläarktischen Gesamtbestandes der Bergente (Aythya marila) ein. Aufgrund dieser Bedeutung ist das Gebiet entsprechend der Europäischen Vogelschutzrichtlinie als sog. "Special Protected Area" bei der EU-Kommission zu melden. Damit ist die Küstenlandschaft Wismarbucht gleichzeitig als FFH-Gebiet in das gesamteuropäische Schutzgebietsnetz "NATURA 2000" eingebunden.

Damit sind die Möglichkeiten für Eingriffe in dieses Gebiet erheblich beschränkt. Diesbezüglich erlangten v. a. die Untersuchungen über Störpotenziale und -effekte verschiedener menschlicher Handlungen auf dem Wasser im Rahmen der Untersuchungen vorrangige Bedeutung. Detailliert konnte die unterschiedliche Empfindlichkeit der verschiedenen Vogelarten gegenüber gleichartigen Störquellen aufgezeigt werden, aber ebenso die teilweise erheblich unterschiedlichen Störeffekte, die z. B. Art, Größe und Anzahl, Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung von Booten auf die gleiche Vogelart hervorriefen. Aus diesen Befunden konnten bestimmte Wassersportfahrzeuge von einer potenziellen Nutzung der Wohlenberger Wiek vollständig ausgeschlossen werden. Für die übrigen Formen von Wasserfahrzeugen wurde eine Reglementierung vorgeschlagen, die mit den Schutzzielen der FFH- und der Vogelschutz-Richtlinie als vereinbar angesehen wurde.

Teil II: Benthos und Phytal, 1996

Um das aktuelle nahrungsökologische Potenzial der Wohlenberger Wiek für rastende Seevögel, v. a. Tauchenten darstellen zu können, wurde im Rahmen der Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) zur Freizeitanlage an der Wohlenberger Wiek die Fauna des Meeresbodens (Benthos) und der Unterwasservegetation (Phytal) untersucht. Zwar lagen aus dem Gebiet und seiner Umgebung benthologische Untersuchungsergebnisse der Universität Rostock vor, doch waren sie zum Zeitpunkt der UVS bereits älter als 5 Jahre und konnten nicht mehr als aktuell gelten.

In 7 linearen Transekten an insgesamt 26 Beprobungspunkten wurden Greiferproben entnommen. An Stellen mit besonders reicher submerser Vegetation (2 Strecken mit jeweils 3 Stationen) wurde zur Beprobung des Phytals eine Dredge eingesetzt. Weiterhin wurde die Besiedlung des Meeresbodens, v. a. in Bereich der Miesmuschelbänke und der Seegraswiesen durch Betauchung ermittelt und z. T. photographisch dokumentiert. Während der Tauchgänge wurden zusätzliche Proben des Phytals entnommen. Alle Proben wurden vor Ort gereinigt und konserviert. Im Labor fanden die Artdeterminationen und die Biomassebestimmungen statt.

Im Ergebnis erwies sich die Wohlenberger Wiek als relativ artenreich (Nachweise über 35 Arten) bezüglich der Zusammensetzung des Makrozoobenthos. Dies bedingt sich durch eine relative Diversität verschiedener Sedimentformen (Schlicke und Sande). Die Vorkommen von Phytal und Festbodenbereichen (Miesmuschelbänke) waren heterogen im Untersuchungsgebiet verteilt. Im Vergleich zu den vorliegenden älteren Untersuchungen hatten die Muscheln ihre Biomasse (pro m²) auf den ca. dreifachen Wert vermehrt. Auch die Biomasse der Krebstiere (Crustacea) zeigte eine erhebliche Steigerung. Aus den Befunden ließ sich ableiten, dass die Biomasse benthisch vorhandener Nahrungsorganismen kein limitierender Faktor für den Rastbestand von Tauchenten im Bereich der Wohlenberger Wiek darstellt. Ableitungen über das Nahrungspotenzial der Phytalbereiche lassen sich durch eine stichprobenartige Erhebung nicht gewinnen und ließen sich erst im Rahmen einer (nicht geplanten) flächendeckenden Kartierung aller Seegrasbereiche ermitteln.

Auswirkungen der geplanten Errichtung der Freizeitanlage mit den verbundenen Ferien- und Bootsbetrieben auf die vorhandenen Phytal- und Benthosfaunen waren nicht abschätzbar, da keine verlässlichen Rahmendaten über die zu erwartenden Belastungen vorgelegt wurden. Potenziell können sowohl limitierende Faktoren (Gewässerbelastung durch Eintrag von Abwässern und Müll), oder auch fördernde (z. B. Vertreibung der Wasservogelbestände und damit sinkender Prädatorendruck) schließlich die Phytal- und Benthosfaunen beeinflussen.

Projektmitarbeit

Dipl.-Biol. Klaus Grothendieck
Dipl.-Biol. Tom Müller
Dipl.-Biol. Rolf Peschel
Dipl.-Biol. Holger Reimers
Biol. Dirk Uwe Piepenbrink

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Aktualisierung 08.07.2006