Projektbeschreibungen 2001
Straßenbahnanschluss Industriepark Göhrener Tannen. Faunistische Sonderkartierungen von Heuschrecken und Tagfaltern
Gutachten im Auftrag der CBF Engineering GmbH, Berlin, 2001.
Im Rahmen der Planungen einer Straßenbahntrasse im Süden Schwerins wurde die leguan gmbh damit beauftragt die Vorkommen von Heuschrecken und Tagfaltern zu erfassen.
Der zu untersuchende Bereich befand sich auf dem Gebiet des ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatzes "Göhrener Tannen". Die leguan gmbh hatte innerhalb dieses Untersuchungsgebietes bzw. in unmittelbarer Nähe hierzu bereits 1991, 1993 und 1994 sowie 1995 faunistische Untersuchungen durchgeführt, die mit in die Bewertung der Daten einbezogen werden konnten.
Ziel bei dieser Kartierung war es unter anderem zu ermitteln, inwieweit sich das Spektrum der untersuchten Fauna nach der Wiedervereinigung bzw. nach Abzug der GUS-Truppen verändert hat. Dieser Abgleich ermöglicht eine differenziertere Bewertung des Eingriffs, da die "Vorher-Situation" mit einbezogen werden konnte. Es war zu erwarten, dass die Prozesse der letzten 10 Jahre die Bestandssituation von hier vorkommenden Tierarten nachhaltig verändert haben. Dies wurde bezogen auf den stattfindenden Eingriff berücksichtigt.
Zudem muss bei Bewertungen von Eingriffsvorhaben in Gebieten mit hohem Anteil an Trockenrasen bzw. trockenen Lebensräumen, wie dem hier vorliegenden, immer berücksichtigt werden, dass sich durch die Klimaerwärmung Verbreitungen wärmeliebender Arten zum Teil binnen weniger Jahre in Deutschland um mehrere 100 km nach Norden bzw. Nordwesten verschoben haben.
Im gesamten Gebiet ist sandiges Substrat vorherrschend. Der südliche Teil ist bereits komplett gerodet. Dort fanden während der Begehung Bauaktivitäten statt. Der überwiegende Teil war vegetationsfrei.
Der Nordteil dagegen zeigte noch die Spuren der militärischen Nutzung. Das Erscheinungsbild stellte sich heterogen dar, da sich die Fläche in fortgeschrittener Sukzession befand. Der Südteil wies Vorwaldbereiche und Besenginster-Aufwuchsflächen auf. Darüber hinaus fanden sich abgeschobene Bereiche ohne Vegetation und Bereiche mit Spontanvegetation. Ebenfalls konnten Temporärgewässer und ruderalisierte Flächen nachgewiesen werden. Dieser Teil des Militärgeländes war durch eine große Menge an Kampfmitteln stark kontaminiert. Zahlreiche Teilflächen waren diesbezüglich mit Schildern ausgewiesen oder durch Flatterband abgesperrt.
Die Untersuchung erfolgte als Referenzflächenkartierung auf insgesamt 9 repräsentativ ausgewählten Transekten. Die Transekte wurden so gelegt, dass die verschiedenen Bereiche, sowohl im Nord- als auch im Südteil repräsentativ abgedeckt wurden.
Innerhalb dieser Flächen wurden zur Erfassung tagaktiver Lepidopteren Transekte von ca. 200 m Länge und 10 m Breite begangen, Anfangs- und Endpunkte wurden mittels GPS-Navigationsgerät bestimmt.
Zusammenfassende Bewertung:
Die Bewertung ergab hohe und mittlere ökologische Bedeutungen der im Untersuchungsgebiet ausgewiesenen Biotoptypen. Diese wurde vor allem durch den xerothermen Charakter vieler Flächen im Untersuchungsgebiet bestimmt.
Im Untersuchungsgebiet existierten verschiedene Sukzessionsstadien nebeneinander. Neben Abgrabungsflächen und jungen Pionierfluren kamen einige Jahre alte Rasengesellschaften vor, die wiederum von Pionierwald abgelöst wurden. Wälder mit Kronenschluss stellen das Ende der Sukzession dar, fehlten aber noch im Untersuchungsgebiet.
Die ökologische Bedeutung geschlossener Wälder war wesentlich niedriger anzusetzen als die Bedeutung der vorhandenen Biotope. Der mittlere bis hohe Wert des Untersuchungsgebietes für Heuschrecken und Tagfalter war ohne Eingriffe des Menschen als endlich anzusehen, da letztlich das gesamte Untersuchungsgebiet bewalden würde.
Der Bau der Straßenbahn würde neben den baubedingten Auswirkungen kleinflächig zur Neuschaffung und/oder Erhalt xerothermer Strukturen im Untersuchungsgebiet führen, deren Wert von bau- und betriebsbedingten Faktoren abhängig war.
Es wurden Maßnahmen zu Vermeidung, Minderung, Ausgleich und Ersatz vorgeschlagen. Ein Ausgleich der bau- und betriebsbedingten Beeinträchtigungen der hier untersuchten Organismengruppen war innerhalb des Untersuchungsgebietes bzw. dessen unmittelbarer Umgebung möglich.
Projektmitarbeit
Dipl.-Biol. Andreas Albig
Dipl.-Geogr. Dipl.-Biol. Dr. Manfred Haacks
Dipl.-Biol. Tom Müller
Dipl.-Biol. Rolf Peschel
Dipl.-Biol. Jörg Roloff
Projektverzeichnis auf dem leguan-Server Zugang nur mit Berechtigung möglich.
Aktualisierung 06.07.2006
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