Nachtfalter - Prognose

Bei einigen Projekten kann die Durchführung einer Potenzialabschätzung notwendig sein. Grundlage dieser Methode ist die Eigenschaft vieler Nachtfalterarten, eng an bestimmte Larvenfutterpflanzen gebunden zu sein. Die Kenntnis der in einem Gebiet vorhandenen Flora ermöglicht eine Abschätzung der Eignung von Habitaten und Biotopen für das Vorkommen von Nachtfalterarten. Für die Prognose ist das Vorhandensein geeigneter Raupenfutterpflanzen eine notwendige Voraussetzung. Dies muss aber mit weiteren Faktoren wie geeigneten Habitatstrukturen zusammentreffen, um eine Bodenständigkeit zu ermöglichen.

Zur Potenzialabschätzung und Bewertung wird eine Vorauswahl von Arten getroffen, die sich an folgenden Kriterien orientiert:

1. Die Biotope des Untersuchungsgebietes sind mit Flora, Strukturelementen und kleinklimatischen Bedingungen ausgestattet, die den ausgewählten Arten die Ausbildung einer Population ermöglichen.
2. Bereits bekannte Art-Nachweise aus dem Gebiet oder dessen unmittelbarer Umgebung. (Verbreitungskarten, frühere Untersuchungen aus dem Gebiet).
3. Der Grad der Gefährdung laut den jeweiligen Roten Listen.
4. Arten der Kategorie 0 = ausgestorben oder verschollen (extinct) werden nicht berücksichtigt, es sei denn, sie werden im Zuge der Geländearbeiten tatsächlich angetroffen.
5. Arten der Kategorie 1 = vom Aussterben bedroht (endangerd) werden nur dann berücksichtigt, wenn ein Auftreten im Untersuchungsgebiet durch Nachweise aus dem Raum entsprechend der unter Punkt 2 genannten Bedingung möglich oder wahrscheinlich ist.
6. Arten der Kategorie 4 = selten (rare) werden ebenfalls nur dann berücksichtigt, wenn ein Auftreten im Untersuchungsgebiet durch Nachweise aus dem Raum entsprechend der unter Punkt 2 genannten Bedingung möglich oder wahrscheinlich ist. In dieser Kategorie finden sich immer auch Arten, die im Bereich des jeweiligen Untersuchungsgebietes die Grenze ihres Verbreitungsgebietes erreichen.

Die Potenzialabschätzung wird folgendermaßen durchgeführt: Die Habitateignung der untersuchten Biotope wird gemäß nachstehender Kriterien ermittelt:.

Eignungsstufe I: Raupenfutterpflanzen vorhanden, teils aber nur in geringer Zahl, Habitat strukturell geeignet, aber nicht optimal.
Eignungsstufe II: Raupenfutterpflanzen in genügender Menge vorhanden, Habitat strukturell gut geeignet.
Eignungsstufe III: Raupenfutterpflanzen in großer Menge vorhanden, Habitat strukturell optimal geeignet.

Die Ermittlung der Habitateignung ist die Grundlage der Prognose. Ein prognostizierter Wert kann nicht höher liegen als der Wert der Habitateignung.
Für die Prognose des möglichen Vorkommens einer Art in einem Biotop werden 3 Wahrscheinlichkeitsstufen definiert:

Prognose-Stufe I: Vorkommen potenziell möglich. Keine Anhaltspunkte für das tatsächliche Vorhandensein der Art aus Sammeltätigkeit, keine Literaturnennung aus dem Raum, keine Belege in den geprüften Collectionen.
Prognose-Stufe II: Vorkommen wahrscheinlich. Anhaltspunkte für das tatsächliche Vorhandensein der Art aus Sammeltätigkeit, Literaturnennung aus dem Raum oder Belege in den geprüften Collectionen liegen vor. Die Stufe wird angewandt, wenn eins der genannten Kriterien erfüllt ist.
Prognose-Stufe III: Vorkommen sehr wahrscheinlich. Anhaltspunkte für das tatsächliche Vorhandensein der Art aus Sammeltätigkeit, Literaturnennung aus dem Raum oder Belege in den geprüften Collectionen liegen vor. Die Stufe wird angewandt, wenn mindestens 2 der genannten Kriterien erfüllt sind.

Bei der Durchführung der Prognose werden grundsätzlich nur die Arten tabellarisch aufgeführt, über deren potenzielles Vorkommen eine Aussage gemacht werden kann. Vollkommen unzugängliche und sehr wenig geeignete Lebensräume (intensiv genutzte Agrarflächen) werden nicht berücksichtigt.


Aktualisierung: 18.05.2005