Gruppierte Registrierung



Brutvögel gelten als besonders aussagekräftig bezüglich der ökologischen Situation (Ausstattung, Zustand) einer Landschaft bzw. eines Landschaftsteiles. Dies gilt insbesondere in Untersuchungsgebieten mittlerer und größerer Fläche, da durch sie indirekt zahlreiche weitere Komponenten der biologischen und physischen Ausstattung ihrer Lebensstätten mit erfasst werden können. Diese Einschätzung ist durch mehrere Faktoren, die Vögel zu besonders geeigneten Deskriptoren machen, begründet. Diese Faktoren können, in Anlehnung an FLADE (1994), wie folgt umrissen werden:

  • Vögel gehören zu den am besten untersuchten Organismengruppen, ihre Biologie und das ökologische Verhalten ist in vielen Aspekten relativ gut erforscht. Somit können aus ornithologischen Erhebungsdaten relativ verlässliche Schlüsse über die Ökologie der betreffenden Untersuchungsflächen gezogen werden.
  • Der Vogelbestand einer Landschaft ist relativ leicht zu erfassen, da die meisten Arten aufgrund ihres Verhaltens, ihrer Aktivität und v. a. ihrer Lautäußerungen sehr auffällig sind. Somit sind ornithologische Erhebungen in der Regel ohne große methodische Vorkehrungen, wie z. B. Fangnetze, durchführbar.
  • Vogelarten sind überwiegend in ihrem Auftreten eng mit bestimmten Landschaftstypen bzw. Landschaftsstrukturen korreliert. Somit ermöglicht zumeist das Auftreten bestimmter Arten bzw. Artkombinationen Rückschlüsse auf die Ausstattung und den Zustand der Landschaft.
Die Erfassung der Brutvögel erfolgt erfolgt bei geeigneter Witterung und artspezifisch günstigen Erfassungszeitpunkten von Anfang März bis Ende Juli angelehnt an die Methode der "Gruppierten Registrierung" nach OELKE (1968) und unter Berücksichtigung der Kriterien nach ANDRETZKE et al. (2005) bzw. SÜDBECK et al. (2005). Diese Methode ist anerkannter Standard. Die Erfassung erfolgt durch Verhören der artspezifischen Gesänge, über Sichtbeobachtungen, Revieranzeigen, Fütterung und dergleichen.
Es werden je nach Aufgabenstellung zwischen drei und 10 Begehungen pro zu erfassendem Lebensraumtyp (oder ausgewiesenem Biotop) durchgeführt. Dabei werden alle hör- und sichtbaren, flächengebundenen Vögel erfasst und in Rohkarten eingezeichnet.
Bei Alleen werden die Vögel auf beiden Seiten der Straße aufgenommen. Überfliegende oder eindeutig als Durchzieher identifizierbare Individuen bleiben unberücksichtigt. Insbesondere wird auf die Registrierung sog. "Revier anzeigender Merkmale" geachtet, d. h. singende Männchen, rezente Nester, bettelnde bzw. jungflügge Nestlinge, warnende, Nistmaterial oder Futter transportierende Alttiere. Die Begehungen erfolgen bei "gutem" Wetter, d. h. kein Regen oder starker Wind während der "rufintensiven Zeiten" der Morgen- und Vormittagsphase.
Nach Abschluss der Geländearbeiten werden die Rohkarten-Daten in Gesamtkarten kumulativ übertragen, wodurch sich das Prinzip der "Gruppierten Registrierung" ergibt. Lokale Wiederholungsbefunde an einem Ort für jeweils die gleiche Art werden dabei als Revieräquivalent aufgefasst, soweit diese zumindest überwiegend als „Revier anzeigend“ einzustufen waren. Diese Befunde werden dann mit den vorhandenen Strukturen hinsichtlich der Eignung als Bruthabitat und den generellen Wertungsgrenzen für Brutvorkommen (ANDRETZKE et al. 2005) in Beziehung gesetzt. Als Brutvögel werden abschließend nur Brutverdachtsvorkommen und Brutnachweise gewertet. Brutverdacht und Brutnachweis werden bei den nachfolgenden Bewertungen als gleichrangig eingestuft (bei der Standardmethode der Revierkartierung sind für die meisten Brutvögel keine Angaben über den tatsächlichen Verpaarungsstatus und Reproduktionserfolg möglich). Die hier angewandte Methodik hat sich nach zahlreichen und verschieden umrissenen Anwendungen als besonders geeignet erwiesen (vgl. FLADE 1994):
  • Brutvogelgemeinschaften werden (weitgehend) vollständig im betreffenden Untersuchungsgebiet erfasst.
  • Durch die flächengenaue Kartier- und Dokumentationsmethodik ist eine Verwertbarkeit der gewonnenen Daten im Rahmen von Landschafts- und Eingriffsplanungen optimal gegeben.
  • Bestandsveränderungen im Rahmen von Vergleichskartierungen werden gut dokumentierbar.
  • Arten können nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ weitgehend exakt erfasst werden.
  • Die Kartierungen werden mit nur minimalem technischen Aufwand durchgeführt.
  • Die Methodik ist in Hinblick auf Tier- und Artenschutz günstig einzustufen, da die betreffenden Individuen in der Regel nicht gestört werden.
Hier zitierte Literatur:
ANDRETZKE, H., T. SCHIKORE & K. SCHRÖDER, 2005: Artsteckbriefe. In: SÜDBECK, P. et al. (Hrsg.): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell:. 135 - 695 FLADE, M., 1994: Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands. Grundlagen für den Gebrauch vogelkundlicher Daten in der Landschaftsplanung.- IHW Verlag, Eching, 879 S..
OELKE, H., 1968: Empfehlungen für Untersuchungen der Siedlungsdichte von Sommervogelbeständen.- Vogelwelt 89, S. 69 - 78.
SÜDBECK, P., ANDRETZKE, H., FISCHER, S., GEDEON, K., SCHIKORE, T., SCHRÖDER, K., SUDFELDT, C., (Hrsg.) 2005: Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands.- Radolfzell. 753 S.


Aktualisierung: 02.01.2015