Projektbeschreibungen 1994

Gutachten zu Kartierungen von Libellen und Heuschrecken zum Naturschutzgroßprojekt Peenehaff-/Peenetalmoor-Projekt zwischen Mai 1993 und September 1994

Gutachten im Auftrag des Ingenieurbüros für Landschaftsplanung und Naturschutz I.L.N., Greifswald, ca. 50 km², 1993 - 1994.

In den Jahren 1993 und 1994 wurden im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes Peenehaff-/Peenetalmoor Libellen und Heuschrecken kartiert. Die Erfassungen der Libellen fanden schwerpunktmäßig in Form einer Rasterkartierung statt. Außerdem wurden bei beiden Organismengruppen repräsentative Flächenkartierungen durchgeführt. Diese bezogen sich auf die Erfassung von Libellen an ausgewählten Gewässerabschnitten von 10 Fließgewässern und auf die Erfassung der Heuschrecken in insgesamt neun Gebieten mit bis zu sechs Teilflächen. Es erfolgten bis zu fünf Begehungen pro Rasterfeld, Gewässerabschnitt bzw. Gebiet in den Jahren 1993 und 1994.

Ziel dieser Arbeit war die Darstellung des tatsächlich nachgewiesenen und darüber hinaus des potenziell möglichen Bestandes an Libellen- und Heuschreckenarten im Gebiet des zukünftigen Naturschutzgroßgebietes. Weiterhin wurden besonders schützenswerte und für das Peenetal typische Libellen- bzw. Heuschreckenzönosen beschrieben. Ebenso wurden Zielarten für den Libellen- bzw. Heuschreckenschutz genannt, die als besonders schützenswert bzw. typisch in dieser Landschaft anzusehen sind. Des Weiteren wurden Hinweise zu Pflege- und Schutzmaßnahmen für die kartierten Organismengruppen dargestellt, die v. a. auf die Förderung bzw. Erhaltung der definierten Zielarten abzielen. Abschließend wurden im Sinne eines wirkungsvollen Schutzes von Tierarten methodische Standards angesprochen und auf die Notwendigkeit von Monitoringverfahren im Hinblick auf die Effizienz von Artenschutzprojekten hingewiesen.

Im gesamten Untersuchungsgebiet konnten insgesamt 33 Libellen- und 24 Heuschreckenarten nachgewiesen werden.


Libellen

Im Sinne des Libellenschutzes konnten einerseits Zielarten definiert werden, zu denen folgende Arten gehörten: Calopteryx virgo, Aeshna viridis, Anaciaeschna isosceles und Sympetrum pedemontanum. Andererseits konnten im Peenetal Libellenzönosen festgestellt werden, die hinsichtlich ihrer Ausbildung typisch für die in Norddeutschland existierenden großen Flußtalmoorsysteme sind, wobei das Peenetal mit Sicherheit bezüglich der typischen Arten einen Verbreitungsschwerpunkt in Norddeutschland bildet.

Die im Kartierungsgebiet allgemein seltenen und gefährdeten Arten, für die die Peene-Niederung einen potenziellen Lebensraum darstellt, wie z. B. Lestes virens, Anax imperator, Gomphus vulgatissimus, Somatochlora flavomaculata, Epitheca bimaculata, Libellula fulva oder Leucorrhinia pectoralis konnten aus folgenden Gründen nicht oder bisher nicht als Zielart im Sinne des Arten- und Naturschutzes definiert werden.
Einerseits stellt sich bei einigen der genannten Arten der Kenntnisstand hinsichtlich ihrer Biologie als lückenhaft bzw. unzureichend dar. Andererseits gibt es Arten wie z. B. Somatochlora flavomaculata, Epitheca bimaculata oder Libellula fulva, bei denen aufgrund von kurzen Flugzeiten oder eingeschränkten lokalen Vorkommen erhebliche Nachweisprobleme vorhanden sind. Darüber hinaus sind z. B. bei Anax imperator oder Leucorrhinia pectoralis die Kenntnisse über ihre Habitatansprüche zu indifferent, als dass konkrete Schutzmaßnahmen von ihnen abgeleitet werden könnten. Nicht zuletzt stellte sich die Frage ob einige der angesprochenen Arten nicht ohnehin, auch in der Vergangenheit, allgemein recht selten waren.


Heuschrecken

Im Sinne des Artenschutzes dieser Gruppe wurden im Peenetal Gryllotalpa gryllotalpa, Stetophyma grossum, Omocestus rufipes und Chorthippus dorsatus als Zielarten definiert.
Mit Einschränkungen zählen die folgenden Arten ebenfalls dazu: Metrioptera brachyptera, die jedoch bisher nicht nachgewiesen werden konnte und Tetrix subulata und T. undulata, deren Vorkommen und Habitatpräferenzen bisher in Norddeutschland jedoch zu ungenau definiert sind.

Es konnten im Peenetal besondere Heuschreckenzönosen v. a. der Feuchtgrünlandflächen gefunden werden. Weiterhin wurde eine Heuschreckenzönose nachgewiesen, die für Norddeutschland wahrscheinlich einmalig sein dürfte. Im Bereich des NSG "Peenetal westlich des Gützkower Fährdammes" konnten typische Arten der Feuchtgrünländer bzw. Niedermoore in unmittelbarer Nähe zu Mager- und Trockenrasenbewohnern nachgewiesen werden.

Die genannten Zielarten und Heuschreckenzönosen sollten unbedingt erhalten und wenn möglich durch geeignete Maßnahmen gefördert werden.


Zusammenfassung

Im Peenetal gibt es demnach neben dem Vorkommen von überregional bzw. landesweit bedeutenden Libellen- und Heuschreckenarten v. a. bemerkenswerte und auch für Norddeutschland einzigartige Libellen- und Heuschreckenzönosen, deren Schutz für notwendig gehalten wird.

Schutzmaßnahmen, aber auch Hinweise zur weiteren Pflege und Entwicklung von Gewässern und Flächen im Peenetal, wurden in dieser Untersuchung vorgeschlagen. Diese wurden v. a. für die Feuchtgrünlandbereiche, das NSG "Peenetal westlich des Gützkower Fährdammes" und das Städtische Torfmoor bei Anklam erörtert.

Projektmitarbeit

Dipl.-Biol. Klaus Grothendieck
Dipl.-Geogr. Dipl.-Biol. Manfred Haacks
Dipl.-Biol. Joachim Horstkotte
Dipl.-Biol. Geraldo Ihssen
Dipl.-Biol Peter Kröger
Dipl.-Biol. Christiane Lammen
Dipl.-Biol. Tom Müller
Dipl.-Biol. Rolf Peschel
Hans Pelny
Dipl.-Biol. Werner Piper
Dipl.-Biol. Holger Reimers
Dipl.-Biol. Christian Schröter

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Aktualisierung 08.07.2006