Einsatz von Pheromonen

Pheromone sind Sexuallockstoffe und werden über den Geruchssinn wahrgenommen. Synthetisch hergestellt finden sie im Pflanzenschutz Verwendung. Bei den Faltern produzieren die Weibchen die Substanzen, die Männchen können diese mit ihrem ausgezeichneten Geruchsvermögen über große Strecken wahrnehmen.

Einsatz von Pheromonen


Für den praktischen Einsatz im Gelände sind die Pheromone auf Trägermaterialien wie kleinen Gummistopfen oder Kunststoff-Röhrchen aufgebracht. Diese Träger werden in der Landschaft aufgestellt. Der Standort wird so gewählt, dass die Luftströmung die Substanzen in das zu untersuchende Gebiet trägt. Die männlichen Falter fliegen die vermeintlichen Weibchen gezielt an. Sie sind hervorragende Flieger und schweben mit schnellen Flügelschlägen vor den Pheromonträgern.


Abbildung 1: aufgestellte Pheromone

Die Pheromone werden an einem Stöckchen frei überhängend im Untersuchungsgebiet aufgestellt. Der Freiraum wird für den Einsatz des Luftnetzes benötigt.


Abbildung 2: Warten auf Anflug

Anfliegende Falter werden mit dem Luftnetz gefangen. Ein schwarzes Netz reflektiert kein Sonnenlicht und ermöglicht es dem Bearbeiter, das Tier schon im Netz in Augenschein nehmen zu können.



Abbildung 3: Falter am Pheromon

Ein Männchen des Himbeerglasflüglers (Pennisetia hylaeiformis ) hat sich am Pheromon eingefunden. Das Tier sucht nach dem vermeintlichen Weibchen in der Nähe.



Abbildung 4: Kopulationsversuch

Die Wirkung des Pheromons ist oft sehr überzeugend. Hier versucht das Männchen mit dem Kunststoffstreifen zu kopulieren, auf dem das Pheromon aufgetragen ist.



Abbildung 5: Pheromonfalle

Pheromone können auch mit Hilfe einer Falle getätigt werden. Die Fallen können zeitgleich in verschiedenen Untersuchungsgebieten eingesetzt werden. Sie sollten mindestens einen ganzen Tag lang eingesetzt werden, um alle Aktivitätsphasen der verschiedenen Arten zu erfassen. Wegen der jahreszeitlich unterschiedlichen Flugzeiten der Arten sollte der Einsatz während der Vegetationsphase mehrmals wiederholt werden. Eine solche Falle sollte zweimal an jedem Fangtag kontrolliert werden, da die gefangenen Falter sehr unruhig sind und sich darin nicht selten stark "abfliegen" (die Schuppen verlieren). Eine Kombination mit Tagfalter-Begehungen ist gut möglich und somit wirtschaftlich.
Die Falle sollte stets gut versteckt an etwas schattigeren Stellen aufgehängt werden. Der Aufkleber trägt die Aufschrift: "Pheromon-Falle für Glasflügler! Diese Anlage dient der faunistischen Erfassung von Insekten und trägt zur Gesund-Erhaltung des Waldes bei. Bitte nicht berühren!" Es folgen Adresse und Telefonnummer.

Der Einsatz der Pheromone hat folgende Vorteile:
Die Methode ist sehr selektiv, da nur die Arten der jeweils ausgewählten Pheromone erfasst werden.
Es werden nur Männchen angelockt, die Weibchen verbleiben an den von ihnen gewählten Standorten.
Durch das Ausnutzen der Luftströmung können gezielt genau definierte Flächen bearbeitet werden.
Der Einsatz von Fallen ist mit weiteren Geländearbeiten gut vereinbar und erfasst alle Aktivitätsphasen der Arten.

Zur Biologie der Sesiidae (Glasflügler)


Die Arten der Familie Sesiidae (Glasflügler) zeichnen sich durch eine Reihe von besonderen Anpassungen aus. Die Raupen leben endophytisch, d.h. sie fressen innerhalb ihrer Wirtspflanzen. Die Entwicklung ist artspezifisch ein- bis dreijährig. Dabei sind die einzelnen Arten sowohl hinsichtlich der Futterpflanzen also auch in ihrem Verhalten bei deren Nutzung hochspezifisch. Dies zeigt folgendes Beispiel.
Die Raupen der 3 heimischen Arten
Synanthedon scoliaeformis (Borkhausen, 1789),
Synanthedon culiciformis (Linnaeus, 1758)* und
Synanthedon spheciformis (Denis & Schiffermüller, 1775)*
leben alle an der Hänge-Birke (Betula pendula). Sie nutzen aber unterschiedliche Teile und Stadien der Pflanze.

* Synanthedon culiciformis und Synanthedon spheciformis können auch in Erle (Alnus glutinosa) vorkommen.

Die Raupe von Synanthedon scoliaeformis frisst direkt unter der Rinde in der saftführenden Schicht, sie nutzt dabei meist große, ältere Bäume mit einer dicken Borkenschicht, in der dann auch die Verpuppung erfolgt. Dabei geht sie bis zu 2 m hoch (Ausnahmen sind bekannt).
Synanthedon culiciformis belegt anbrüchige oder umgesägte Wurzelstümpfe. Dabei ist sie meist nur im ersten Jahr nach der Schädigung der Wirtspflanze anzutreffen. Sie frisst unmittelbar unter der Rinde am Kambium und geht nur wenig ins Holz. Es werden auch sehr junge und dünne Birkenstöcke belegt.
Synanthedon spheciformis frisst zunächst im Splintholz, zur Überwinterung frisst sie sich dann tiefer ins Holz ein.

Die Flugzeiten der erwachsenen Falter unterscheiden sich sowohl jahreszeitlich als auch tageszeitlich.


Abbildung 3: Synanthedon scoliaeformis fliegt ab Mitte Juni bis Anfang Juli am späten Vormittag.


Abbildung 4: Synanthedon culiciformis fliegt schon früh im Mai und dann bis in den Juli zwischen 13 und 15 Uhr,


Abbildung 5: Synanthedon spheciformis fliegt ab Mitte Mai bis Ende Juni zwischen 11 und 12.30 Uhr.


Aktualisierung: 27.08.2005