Projektbeschreibungen 1992Libellenkartierung in ausgewählten Flusstalmoorabschnitten zwischen Rostock, Stralsund und NeubrandenburgKartierung im Auftrag des Ingenieurbüros für Landschaftsplanung und Naturschutz I.L.N., Greifswald, ca. 250 km², 1992.
Flusstalmoore sind typische Elemente in der mecklenburg-vorpommerschen Landschaft. Typischerweise sind sie Niederungsbereiche, die durch einen Fluss und dessen Zuflüsse gebildet wurden. Randlich haben sich Moore entwickelt, in denen sich eine typische Flora und Fauna, z. T. sogar mit endemischen Arten erhalten hat. Libellen sind hier eine besonders wichtige Organismengruppe, da sich in diesen Mooren durch anthropogene Nutzung eine große Anzahl von mit Wasser gefüllten Torfstichen befinden. Hinzu kommen noch Gräben jeglicher Ausprägung und natürlich die Flüsse selbst. Die Ostseeautobahn schneidet und beeinträchtigt fast alle wichtigen Flusstalmoore in Mecklenburg-Vorpommern. Im Rahmen der UVU waren diese deshalb zu untersuchen.
Zielsetzung dieser Kartierung war die qualitative und quantitative Erfassung aller Libellenarten in den jeweils geschnittenen Mooren mittels einer Rasterkartierung auf Basis des Gauß-Krüger-Koordinatensystems als ein Teilbeitrag für die Linienfindung in diesen Bereichen. Hierzu wurden pro km² 16 Rasterfelder der Größe 6,25 ha eingeteilt. Die Gewässer in diesen Bereichen wurden zumeist vollständig, bei sehr ähnlichen Strukturen auch repräsentativ kartiert.
Die Flußtalmoore in den Kreisen Bad Doberan, Güstrow, Nordvorpommern, Demmin, Ostvorpommern und Mecklenburg-Strelitz wurden bearbeitet. Im Einzelnen handelte es sich hierbei um die Flusstäler von Warnow, Recknitz, Trebel, Peene und Landgraben nördlich Friedland.
Während das Warnowtal sich vor allem durch die Warnow selbst und die besonders großen Vorkommen der Gebänderten Prachtlibelle (Calopteryx splendens) auszeichnet, liegen die Verhältnisse bei den übrigen Flusstälern anders.
Das Recknitztal bei Laage ist besonders intensiv genutzt. Es sind so gut wie keine Torfstiche vorhanden, sondern fast ausschließlich Meliorationsgräben sowie der Flußverlauf der hier stark begradigten Recknitz. In Bezug auf Libellenvorkommen war dieser Bereich als für die Landschaft Mecklenburg-Vorpommerns unterdurchschnittlich zu bezeichnen. Relativ wenige und zugleich ubiquitäre Arten prägten das Bild der Gewässer.
Im weiteren Verlauf der Recknitz bei Bad Sülze zeigten sich dann allerdings andere Verhältnisse. Sowohl die Recknitz als auch die umgebenden Grünländer waren in Bezug auf die Libellenvorkommen als faunistisch teilweise außerordentlich reichhaltig einzustufen. Die Recknitz selbst war hier weniger verbaut als im westlichen Teil und zeichnete sich durch eine reichhaltige submerse Vegetation aus. Dies trug dazu bei, dass sich hier besonders große Bestände der Gebänderten Prachtlibelle (Calopteryx splendens) und Gemeinen Smaragdlibelle (Cordulia aenea) fanden. Die zuführenden Gräben südlich der Stadt Bad Sülze zeigten allerdings zumeist aufgrund der starken Eutrophierung keine besonders spezialisierten Arten. Als herausragend waren dann aber die Gräben und durch Sportangler genutzten Torfstiche östlich der Stadt Bad Sülze einzustufen. Bei den Torfstichen fanden sich neben großen Vorkommen der Grünen Mosaikjungfer (Aeshna viridis) auch ein großes Vorkommen des Zweiflecks (Epitheca bimaculata).
Das Trebeltal wurde an mehreren Stellen kartiert. Es zeigte sich die typische Libellenfauna der Flusstalmoore. Auch hier wurden größere Vorkommen von Aeshna viridis festgestellt.
Das Peenetal wies neben einer besonders typischen Libellenfauna der mecklenburgischen Flusstalmoore, wie z. B. die Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis) oder das Kleine Granatauge (Erythromma viridulum) auch einige weitere faunistische Besonderheiten, wie große Bestände an Bibern und Fischottern auf. Weiterhin fanden sich in durch Menschen mittlerweile ungestörten Torfstichen, die es dort in vergleichsweise großer Zahl gab, immer wieder auch Brutkolonien von Trauerseeschwalben. Im Bereich Anklam konnten darüber hinaus Schreiadler, Kranich und Waldwasserläufer nachgewiesen werden. Der in die Peene fließende Ibitzgraben wies mit dem Südlichen Blaupfeil (Orthetrum brunneum), dem Plattbauch (Libellula depressa) und der Kleinen Pechlibelle (Ischnura pumilio) eine für den Standort typische Artengemeinschaft auf.
Projektmitarbeit
Dipl.-Biol. Roland Empen
Dipl.-Biol. Klaus Grothendieck
Dipl.-Geogr. Dipl.-Biol. Manfred Haacks
Dipl.-Biol. Roland Holz
Dipl.-Biol. Dr. Joachim Horstkotte
Dipl.-Biol. Niels Koschke
Dipl.-Biol. Peter Kröger
Dipl.-Biol. Jochen Lempert
Dipl.-Biol. Tom Müller
Dipl.-Biol. Rolf Peschel
Dipl.-Biol. Werner Piper
Dipl.-Biol. Sandor Samu
Dipl.-Biol. Christian Schröter
Dipl.-Biol. Bjela Vossen
Aktualisierung 08.07.2006
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