Projektbeschreibungen 2004

Planfeststellungsverfahren Nassabbau Kieswerk Fischer, Tensfeld - Untersuchungen zum LBP und UVS.

Gutachten im Auftrag von Richard Möller, Freischaffender Landschaftsarchitekt, Wedel.

Im Februar 2004 wurde die leguan gmbh beauftragt, biologische Untersuchungen im Zuge der geplanten Auskiesung der Firma Kieswerk Fischer GmbH & Co. KG in der Gemeinde Tensfeld durchzuführen. Das vorliegende Gutachten baute auf eine Gutachterliche Stellungnahme des Jahres 2003 auf und bildete eine der Datengrundlagen für das anstehende Planfeststellungsverfahren. Die Untersuchungen des Jahres 2003 wurden hinsichtlich Organismengruppen und Untersuchungsgebiet erweitert. Auf allen zu untersuchenden Flächen war der Nassabbau - ohne verbleibende Wasserfläche - bereits genehmigt. Geplant war der Nassabbau auf allen Flächen des Untersuchungsgebietes, wobei das Material teilweise wieder eingespült wird. Nach Beendigung des Abbaus werden große Wasserflächen entstehen.

Untersucht wurden Biotoptypen, Pflanzenarten der Roten Liste Schleswig-Holsteins, Heuschrecken, Amphibien, Reptilien und Brutvögel.
Beachtung fanden dabei auch gemäß §10 (2) Nr. 11 BNatSchG "streng geschützte Arten".

Hinsichtlich der Pflanzen der Roten Liste war davon auszugehen, dass sich infolge der geplanten Maßnahme der Lebensraum für bestimmte Pflanzenarten vergrößern würde. Das Besiedlungspotenzial aus benachbarten Bereichen konnte als hinlänglich bezeichnet werden. Es war davon auszugehen, dass eine Besiedlung von Arten nährstoffarmer und sandiger Habitate aktiver Kiesgruben rasch erfolgen würde. Beispiele hierfür sind Schmalflügeliger Wanzensame (Corispermum leptopterum), Steinquendel (Acinos arvensis), Acker-Filzkraut (Filago arvensis), Zwerg-Filzkraut (Filago minima) und Gelber Hohlzahn (Galeopsis ladanum).

Für die Heuschreckenfauna bildeten lediglich zwei Areale des untersuchten Kiesgrubenbereichs besondere Lebensräume. Hier konnten die Westliche Beißschrecke bzw. die Gefleckte Keulenschrecke nachgewiesen werden. Für erstere war jedoch nicht von einer dauerhaften Besiedlung, sondern vielmehr von einer Besonderheit in Folge des trocken-heißen Sommers 2003 auszugehen.
Auch hier wurde eine Begünstigung der Arten xerothermer Standorte durch weitere Auskiesungen infolge potenzieller Lebensraumvergrößerung prognostiziert. Die Betriebsweise (unterschiedlich alte Abbaustandorte in Betrieb bzw. Stillgelegung) kann sich dabei auch förderlich für die Schaffung eines strukturreichen Habitatmosaiks auswirken. Die Situation der Arten dieser Lebensräume könnte sich so kontinuierlich in diesem Raum verbessern.

Hinsichtlich der Auswirkungen auf die Herpetofauna war der Umstand zu berücksichtigen, dass sowohl aufgelassene als auch in Nutzung befindliche Kiesgruben wertvolle Sekundärstandorte darstellen.
Die Häufung der Amphibien- und Reptiliennachweise in Kiesgruben - belegt zum einen durch die Unterlagen des LANU, zum anderen durch die Erfassungen der leguan gmbh - unterstreicht die hohe Bedeutung dieser anthropogen geschaffenen Biotope für die Herpetofauna in diesem Teil Schleswig-Holsteins.
Neben den Küstenbereichen Schleswig-Holsteins bilden die Sand- und Kiesabbaugebiete die wichtigsten Kreuzkrötenhabitate. So hat der Sand- und Kiesabbau zur Ausbreitung der Art in Schleswig-Holstein beigetragen (DIERKING 1994).

Vom geplanten Kiesabbau dürften die Uferschwalbe als "streng geschützte Art" und der Flussregenpfeifer profitieren, da sich ihr potenzieller Lebensraum vergrößert.
Im Zuge des Vorhabens kann es zum Verlust eines Horststandortes des "streng geschützten" Mäusebussards kommen. Eine Zerstörung des Lebensraumes im Sinne des § 19 (3) BNatSchG wurde jedoch ausgeschlossen.

Vor diesem Hintergrund erschien das geplante Vorhaben der Kieswerk Fischer GmbH & Co. KG, die Fläche des Untersuchungsgebietes auszukiesen, bezogen auf die Botanik, die Heuschreckenfauna und die Herpetofauna grundsätzlich positiv. Bei der Avifauna werden Baumpieper, Uferschwalbe und Flussregenpfeifer von der geplanten Maßnahme gefördert.
Die Auskiesung des derzeit als Maisacker genutzten westlichen Teils des Untersuchungsgebietes bedeutet eine ökologische Verbesserung für Pflanzenarten nährstoffarmer Standorte, Amphibien und Reptilien sowie für bestimmte Vogelarten. Das durch potenziell zu besiedelnde Areal wird vergrößert.



Hier zitierte Literatur:

DIERKING, U. (1994): Verbreitung und Status der Kreuzkröte in Schleswig-Holstein. In: GROßE, W.-R. & MEYER, F. (Hrsg.): Biologie und Ökologie der Kreuzkröte. Fachtagung am 12. und 13.02.1994 in Halle (Saale). Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 14: 4 - 5.

Projektmitarbeit

Dipl.-Biol. Andreas Albig
Dipl.-Biol. Jan Axtner
Dipl.-Geogr. Dipl.-Biol. Dr. Manfred Haacks
Dipl.-Biol. Tom Müller
Dipl.-Biol. Rolf Peschel
Biol. Iris Pretzlaff

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Aktualisierung 05.07.2006