Projektbeschreibungen 1993

Studie über Verbreitung, Reaktivierungsmöglichkeiten und Behandlung historischer Binnendünen in Mecklenburg-Vorpommern

Zielkonzeptstudie im Auftrag des Umweltministeriums, Schwerin, 1991 - 1993.

Ziel des Landes Mecklenburg-Vorpommern war es mittels dieser Studie eine Handlungsanweisung erstellen zu lassen, wie mit den Binnendünen im Land zu verfahren sei und zwar in Hinblick auf jegliche Form der Nutzung. Im einzelnen handelte es sich um folgende Fragestellungen:

  • Entwicklungsbedingungen und die Verbreitungsdynamik in Abhängigkeit verschiedener Umweltfaktoren auf der Grundlage von Archivmaterial (Fallbeispiele und historische Karten)
  • Darstellung der gegenwärtigen Hauptverteilungsgebiete aktiver und inaktiver Binnendünen
  • Ermittlungen der Existenzbedingungen aktiver Dünen als Ansatz für eine mögliche Reaktivierung festgelegter Dünen
  • Aussagen zum Naturschutzwert im Sinne der Funktion als Lebensraum für ausgewählte Arten und Artengruppen
  • Möglichkeiten und Gründe der Reaktivierung von Binnendünen Vorschläge für grundsätzliche Pflegemaßnahmen und deren Anwendung

Hierzu wurden die Standorte im Land erfasst und daraus repräsentative Flächen zur genaueren Bearbeitung ausgewählt, die alle charakteristischen Merkmale der Binnendünen in sich vereinen sollten:

  • Stixer Wanderdüne im mecklenburgischen Elbtal
  • Klein Schmölener Wanderdüne im mecklenburgischen Elbtal
  • Flugsandbereiche an der schleswig-holsteinisch-mecklenburgischen Grenze bei Herrnburg bei Lübeck
  • Truppenübungsplatz Lübtheen in der Griesen Gegend südlich von Hagenow
  • Eichen-Birkenwald und ein ehemaliger Truppenübungsplatz der GUS-Truppen im Müritz-Nationalpark
  • Flächen in der Ueckermünder Heide
  • ehemaliger Truppenübungsplatz Altwarp im Stettiner Haff an der polnischen Grenze

Die im Rahmen des Gutachtens durchgeführten Untersuchungen zur Flora und Fauna wurden in zwei Vegetationsperioden in den Jahren 1992 und 1993 durchgeführt. Zunächst wurde die geologische Situation unter besonderer Berücksichtigung der letzten Eiszeit dargestellt. Die unterschiedliche Entstehung der verschiedenen Dünenformationen wurde ausführlich beschrieben. Die heute vorhandene Situation der Dünengebiete wurde aufgezeigt, sowohl unter geologischen, als auch unter botanischen Aspekten. Die verschiedenen Vegetationsformen, von Flugsandbereichen bis hin zu Kiefernmonokulturen wurden anhand von ausgewählten Fallbeispielen vorgestellt. Folgende, repräsentative Standorte in Mecklenburg-Vorpommern wurden hierfür ausgewählt:

  • Binnendüne bei Herrnburg (Lübeck)
  • Stixer Wanderdüne bei Kaarßen (Elbtal)
  • Düne bei Klein Schmölen (Elbtal)
  • Truppenübungsplatz Lübtheen
  • Eichen-Birkenwald im Müritz-Nationalpark bei Speck
  • Binnendünen auf Altwarp

Auf diesen Flächen wurden neben vegetationskundlichen Aufnahmen unter Berücksichtigung der Flechtenflora eine ganze Reihe von zoologischen Erfassungen durchgeführt. Folgende Tiergruppen wurden berücksichtigt:

  • Libellen (Jagdhabitate)
  • Heuschrecken
  • Ohrwürmer
  • Ameisenjungfern und deren Larven, die Ameisenlöwen
  • Laufkäfer
  • Tagfalter
  • Amphibien
  • Reptilien
  • Brutvögel

Aus den Ergebnissen der Kartierungen konnte zunächst für die einzelnen Standorte der Ist-Zustand beschrieben werden. Zudem wurden die aktuellen Beeinträchtigungen dargelegt, wie z. B. Sukzession, Überbauung, Plantagenwirtschaft und die zu erwartenden Entwicklungen. In einem sehr ausführlichen Teil wurden dann die Entwicklungsmöglichkeiten dargestellt, die sich für die Binnendünen im Land Mecklenburg-Vorpommern auf immerhin 5 % der Landesfläche anbieten würden.

Die stärkste Beeinträchtigung der Dünen bestand in der Plantagenwirtschaft mit Kiefernaufforstungen und der Überbauung. Es wurde vorgeschlagen, mittel- bis langfristig die Waldwirtschaft umzuorientieren, um zu mehr standortgerechten Wäldern zu kommen, wie z. B. Eichen-Birkenwald. Für die in Sukzession befindlichen Flächen ehemaliger Übungsplätze konnten verschiedene Entwicklungsstränge gezeigt werden, wie z. B. Beweidung, Flämmen, Entkusseln oder auch kontrolliert durchgeführte Veranstaltungen zum Erhalt der offenen Flächen, bzw. Überführung in Waldlandschaften mit standortgerechten Wäldern.

Es zeigte sich anhand der Untersuchungen, dass die überwiegende Anzahl seltener oder besonders schützenswerter Arten in offenen Habitaten zu finden war. Hierzu gehörten sowohl Heideflächen als auch Trockenrasen und freie Sandflächen. Es konnten etliche Arten der Roten Listen auf diesen Flächen nachgewiesen werden. Besonders bemerkenswert waren Funde des Sandohrwurms (Labidura riparia), der Dünen-Ameisenjungfer (Myrmeleon bore) und des Eisenfarbenen Samtfalters (Hipparchia statilinus). Die besondere Schutzwürdigkeit dieser Lebensräume war somit gegeben.

Die Ergebnisse zeigten: Der Übungsbetrieb der Bundeswehr auf dem Übungsplatz Lübtheen dient optimal den Arten und Lebensgemeinschaften, die auf freie Sandflächen, Trockenrasen, Heide und ähnliche Biotoptypen angewiesen sind. Deshalb wurde vorgschlagen, auch in den Bereichen der Bundesforstverwaltung mit Kiefernmonokulturen einen regelmäßigen Übungsbetrieb durchzuführen, um diesen Flächen einen ökologischen Wert zu geben.

Die für die Binnendüne bei Klein Schmölen erarbeiteten Ergebnisse konnten teilweise in eine Gutachterliche Stellungnahme zum Bebauungsplan 3 der Stadt Dömitz mit einfließen.

Projektmitarbeit

Dipl.-Biol. Holger Abel
Dipl.-Biol. Britta Andreas
Dipl.-Biol. Anke Cosmus
Dipl.-Biol. Sabine Franke
Dipl.-Biol. Michael Gerkens
Dipl.-Geogr. Dipl.-Biol. Manfred Haacks
Dipl.-Biol. Dr. Joachim Horstkotte
Dipl.-Biol. Friederike Housselle
Dipl.-Biol Peter Kröger
Dipl.-Biol. Tom Müller
Dipl.-Biol. Rolf Peschel
Dipl.-Biol. Christian Schröter
Dipl.-Biol. Doris Zimmer

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Aktualisierung 08.07.2006