Libellen

Libellen sind aufgrund der unterschiedlichen Lebensweise der Larven und Imagines geeignet, Gewässerbiotope zu bewerten. Ihre Flächenansprüche variieren sehr stark, je nach Libellenfamilie. Viele Arten sind aufgrund ihrer stenöken Lebensweisen, zum Beispiel als Pionierbesiedler, mittlerweile als gefährdet auf den Roten Listen eingestuft. Sie sind vorwiegend Deskriptororganismen für Wasserqualität und Strukturreichtum der Habitate. Die Untersuchung der Odonatenfauna ermöglicht zudem die Bewertung von Besiedlungspotenzialen neu entstehender Gewässer.

Die Nachweise der Tiere im Gelände erfolgen über Sichtbeobachtungen (insbesondere Eiablage), Kescherfänge, Exuvien und Totfunde. Bei der Erfassung der Libellen in den ausgewählten Untersuchungsgebieten werden habitatspezifische Methoden angewandt. Dabei werden verschiedene Kriterien herangezogen, die sich auch am Verhalten der Tiere bei unterschiedlichen abiotischen Verhältnissen orientierten (vgl. z. B. SOEFFING 1990).
Das Verhalten vieler Libellen, besonders aber der Kleinlibellen, in den Morgen- und Abendstunden bzw. bei kühleren Wetterlagen in geeigneter Vegetation zu verharren, lässt sich methodisch ausnutzen. Die Tiere können mit dem Streifnetz leichter erfasst werden als wenn sie umherfliegen. Häufigkeitsabschätzungen können dadurch genauer erfolgen.

Alle mit dem Kescher gefangenen Tiere werden vor Ort lebend bestimmt und anschließend im entsprechenden Habitat wieder freigelassen. Beim Fang von Großlibellen, besonders von Aeshniden, ist zu berücksichtigen, dass sich die Tiere im Fluge besonders an vertikalen Strukturen orientieren, die die Flughöhe vermutlich am stärksten beeinflussen (MÜLLER 1992 mdl.). Daher werden Aeshnidenfänge nicht exponiert im jeweiligen Flugkorridor durchgeführt, sondern am Rand bzw. im Schutz von Saumstrukturen (z. B. Waldränder, Gebüschen etc.). Hierbei wurde ein teleskopierbarer Kescherstock von ca. 3 bis 4 m Länge benutzt, der auch für Klopfproben sehr gut geeignet ist.

Außerdem hat sich bei anderen Untersuchungen gezeigt, dass besonders bei den Libelluliden Habitatpräferenzen hinsichtlich der Jagdgebiete bzw. innerhalb ihrer Jagdgebiete bestehen. Bei sonnigem, warmem Wetter sitzen diese, am häufigsten Orthetrum- und Sympetrum-Arten (SCHORR 1990), während der Ruhephasen vor allem auf vegetationsfreien Flächen. Auf diesen Flächen ist dem Fangen der Tiere dann meist die Bestimmung mit dem Fernglas vorzuziehen. Durch den hellen Untergrund wird die Determinierung mit dem Fernglas aus ca. 5 bis 6 m Entfernung bedeutend leichter. Diese Methode hat außerdem den Vorteil, dass sie - im Vergleich zum Abkeschern - weniger Zeit in Anspruch nimmt und weniger störend auf die Libellen wirkt.

Die Erfassungsdichten variieren projektabhängig.

Um eine Datendichte zu erzeugen, die wissenschaftlichen Fragestellungen hinsichtlich populationsdynamischer Aussagen genügt, sind pro Probestelle zwischen Mai und September ca. 8 Begehungen durchzuführen. Bezogen auf Pflege- und Entwicklungspläne genügen in der Regel ca. 4 - 6 Erfassungen.
Für reine Bestandserfassungen z. B. im Rahmen von Eingriffsplanungen reichen üblicherweise 3 - 4 Begehungen je nach Ausprägung des Untersuchungsgebietes.
Die Abundanzen werden normalerweise in 10 Häufigkeitsklassen aufgenommen. Diese Skalierung kann natürlich projektspezifisch angepasst werden. Zudem sind durch eine leistungsfähige Datenbank, mit der die Ergebnisse reproduziert werden können, auch Übersetzungen in andere Klassifizierungen möglich.

IndividuenzahlHäufigkeitsklassen
11
22
3 - 53
6 - 104
11 - 205
21 - 306
31 - 507
51 - 1008
101 - 2509
>25010


Zitierte Literatur:
SCHORR, M., 1990: Grundlagen zu einem Artenhilfsprogramm Libellen der Bundesrepublik Deutschland.- Ursus Scientific Publishers, Bilthoven, 512 S..
SOEFFING, K., 1990: Verhaltensökologie der Libelle Leucorrhinia rubicunda (L.) (Odonata: Libellulidae) unter besonderer Berücksichtigung nahrungsökologischer Aspekte.- Dissertation, Hamburg, 1990.


Interne Hilfsmittel:

  • Link zum Genehmigungstext




Aktualisierung: 23.07.2007